Schienentherapie

MAGO-Schienentherapie bei Bissanomalie:

Anatomische Zahnformen im Blickpunkt des Kaugeschehens:

Eckzahnführung2

Spezielle Diagnostik und wissenschaftliche Beobachtung gehören zu den Tragpfeilern der Funktionell-Ästhetischen Zahnmedizin (FZM). Die anatomischen Zahnformen stehen im Betrachtungsfeld des Kauvorganges. Dazu kommt die Funktion des Kiefergelenks und der Kaumuskulatur. Die Form der Zähne bestimmt die Funktion des Kauorgans und umgekehrt. Für die funktionelle Diagnostik nehmen die Eckzähne eine besondere Stellung ein. Man spricht von einer „Front-Eckzahn-Führung“ bezüglich dem biologischen Ablauf der Beißfunktionen des menschlichen Gebisses. Wenn sich die Zahnformen verändern stehen sie nicht mehr im gesunden Wechselspiel zur Funktion. Die biologische Dynamik erkrankt und erste, für den kundigen Zahnarzt sichtbare Verschleißanzeichen stellen sich ein.

 

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Funktionell-Ästhetische Zahnmedizin ist Biomechanik:

Die Aufgabe der Seitenzähne ist die Kraftverteilung und mechanische Funktion. Während Wiederkäuer ihre Nahrung zermahlen und mit flachen Neigungswinkeln, sowie ebener Zahnoberfläche zurecht kommen, ist das menschliche Gebiss auf das vertikale Zerbeißen der Nahrung ausgerichtet.

Die Bahnen der einzelnen Höcker im Seitenzahnbereich sind sichtbar steil und strukturiert. Das Relief menschlicher Seitenzähne ist charakteristisch mit gegenseitiger Verschlüsselung der Oberkiefer- und Unterkieferzähne versehen.

Zahnform und Okklusion:

Im Folgenden geht es darum dem Patienten den Sinn einer MAGO-Schienentherapie zu veranschaulichen. Zum besseren Verständnis hilft es hier in aller Kürze für interessierte Patienten Grundlagen zu klären. Verschiedenste Aufbisshilfen werden in der Zahnmedizin seit über 100 Jahren angewandt. Natürlich hat sich in der Vorgehensweise bis heute einiges weiterentwickelt. Besonders in den USA werden seit den 50er Jahren wesentliche Forschungen im Bereich der Funktion des Kauvorgangs betrieben. 20 Jahre später wurde davon Grundlegendes in deutschen Universitäten übernommen. Man erkannte die entscheidende Stellung des Kiefergelenkes bei der Rekonstruktion erheblich beschädigter Gebisse.

Die sogenannte Gnathologie beschäftigt sich mit den Zahnformen und ihrer Beziehung untereinander, von den sanften Erstkontakten der Zähne bis zur Schlussbiss-Stellung. Die Okklusion der Zähne bedeutet dabei jeglichen Kontakt zwischen den Zähnen des Oberkiefers und des Unterkiefers. Dabei beschreibt die Okklusionsebene (Kauebene) die räumliche Ebene auf der sich die Zähne treffen. Die Bewegung des Unterkiefers wird im Wesentlichen durch die Zahnform bestimmt.

Zahnformen

Optimaler BissSie sehen links ein Beispiel für Zahnformen. Im ersten Bild lassen sich bereits erste Formveränderungen erkennen. In diesem Stadium kann die daraus resultierende Funktionsveränderung häufig noch kompensiert werden. Es kann dennoch bereits während der Kompensation zu erheblichen Symptomen kommen. Im zweiten Bild ist eine biologisch optimale Okklusion in der Schluss-Stellung zu erkennen: Zähne die so biomechanisch einwandfrei funktionieren erleiden keinen oder nur geringen Verschleiß. Das gesamte Kausystem bleibt lebenslänglich stabil. Die harmonische Wechselwirkung zwischen Kiefer, Muskeln und Zähnen erhält ein gesundes Gebiss in Funktion, Form und Substanz.

DAS PROBLEM:

An folgendem Bild sehen Sie auch als Laie, wie sehr sich die Zähne abgenützt haben. Dieses Phänomen ist häufig auch in jungen Jahren zu finden. Es ist kein Altersverschleiß, sondern eine „Zahnsubstanzvernichtung“ durch hier beschriebene Fehlfunktionen.

Der Mensch schluckt pro Tag ca. 2.000 mal. Dabei berühren sich jedes mal beide Zahnreihen, wenn auch nur sanft. Der Unterkiefer positioniert sich bei diesem unbewussten Vorgang dort, wo die Zähne am besten „zusammenpassen“. Durch z. B. nicht funktionell gestalteten Zahnersatz oder Füllungen, Wachstumsstörungen oder nicht funktionell durchgeführte kieferorthopädische Maßnahmen, kann dieses „Zusammenpassen“ der Zähne gestört werden. Es entstehen daraufhin weitere Entgleisungen im Zusammenspiel zwischen Zähnen, Muskulatur und Kiefergelenk!

Abrasionen

Die feintaktile Steuerung des Kausystems verliert sich nach und nach. Das Material wird überbeansprucht. Es entstehen viele Beschwerden und Schmerzen (siehe CMD-Syndrom). Zudem wird das Gebiss stark beschädigt (siehe Bild oben). Die Zähne abradieren und verschleißen sich enorm. Sie verlieren wertvolle Substanz und werden kürzer. Die Taktilität wird konfus. Es kommt zu einer Lageveränderung des dreidimensional beweglichen Unterkiefers. Es besteht ein Teufelskreislauf zwischen Funktionsstörung, evtl. Schmerzen und Zahnsubstanzverlust.

DIE LÖSUNG:

Bei solchen Funktionsstörungen im Kauapparat wird mit Hilfe der speziellen MAGO-Schiene die feine Taktilität wiedergewonnen, so dass die verspannte Kau- und Nackenmuskulatur gelöst wird und sich dadurch die Kiefergelenke allmählich physiologisch positionieren können. Die Abkürzung MAGO steht für „Maxillary Anterior Guided Orthosis“ und bedeutet „Frontzahngeführte Oberkiefer-Orthese“. Die MAGO-Schiene ist eine Biss-Schiene, die erstens als Diagnostikum bis zur endgültigen Bissregistrierung angewandt wird und zweitens dazu dient, die Symptome des Patienten lindern. Eine biomechanisch richtig konstruierte MAGO-Schiene beruhigt und stabilisiert das gesamte Kausystem.

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Zahnärztliche Handwerkskunst:

Der Mensch kann Frühkontakte der Zähne von nur 10-15 Mikrometer sofort präzise wahrnehmen. Die zahnärztliche Kunst ist es nun, die Schiene exakt und präzise so zu beschleifen, dass die individuell beste Position der Kiefergelenke definitiv erreicht wird. Dies können nur dafür ausgebildete Zahnärzte, die eine große Erfahrung mit solchen Arbeitsprozessen haben und in einem effizienten Feedback zum Patienten stehen, da dieser feinste Veränderungen wahrnimmt. Wichtig dabei ist, dass die Frontzähne eine höhere Anzahl an Mechanorezeptoren aufweisen als die Seitenzähne. Dies ist eine natürliche Schutzfunktion und ist entscheidend für die präzise Führung des Unterkiefers beim Zahnverschluss.

Eine perfekt eingeschliffene Schiene ist die Voraussetzung für ein nachfolgend perfektes Behandlungsergebnis in der restaurativen Zahnmedizin im Sinne der FZM. Der funktionell geschulte Zahnarzt übernimmt damit die Hauptverantwortung für die Koordination einer erfolgreichen CMD-Behandlung von der Diagnose über die Schienentherapie, bis zur Umsetzung einer richtigen Rekonstruktion der Zahnoberflächen.

MAGO-Modell 3

Das Modell:

Auf dem Gipsmodell sehen Sie, dass die MAGO-Schiene Klammern hat, um sicher im Oberkiefer positioniert zu werden. Man erkennt hier die Kontaktpunkte, die der versierte Zahnarzt ermittelt hat. Die Schiene wird außerhalb des Mundes solange eingeschliffen, bis die Kontakte und die Front-Eckzahn-Führung im Mund optimal sind. Eine Einschleif-Sitzung dauert zwanzig bis max. 45 Minuten. Es obliegt der zahnärztlichen Handwerkskunst die MAGO-Schiene in eine ordentliche Funktion zu bringen!

Manualtherapeutische Kooperation:

Vor Eingliederung der MAGO-Schiene ist eine chiropraktische Untersuchung angemessen oder notwendig, damit gegebenenfalls Entgleisungen in der Körperzentrik (Beckenstatik, Wirbelsäule, Kopfgelenke, Schädel) erkannt und behandelt werden können. Über 90% der Entgleisungen im Kauorgan hängen mit Fehlfunktionen zwischen Unterkiefer und Schädelbasis zusammen. Diese Fehlfunktion stehen im Zusammenhang mit dem restlichen Bewegungsapparat.

Häufig ist es ebenso sinnvoll, den Kauapparat direkt vor dem Einschleifen der MAGO-Schiene durch eine chirotherapeutische Behandlung zu relaxieren. Das ermöglicht die besten Ergebnisse in einem durch Fehlfunktion gestressten Kausystem. Die Fehlkraft von verkürzten Muskeln unterhält Verspannungen, was sich wiederum auf das Bewegungsmuster im Kiefergelenk auswirkt. In der modernen Chiropraktik sind myofasziale Behandlungen Voraussetzung für jede Gelenkmobilisation. Diese Vorgehensweise hilft dem Patienten effizient aus der Funktionsstörung seines Kauorganes wieder heraus zu kommen. Dies ist insgesamt eine Voraussetzung für jede weitere zahnärztlich Behandlung zur Rekonstruktion biologisch gesunder Kauflächen.

WIE GEHT ES WEITER?

Die MAGO-Schiene wird mehrere Monate durchgehend getragen und währenddessen nur zur Reinigung und zum Zähneputzen heraus genommen. In der Regel lindern sich bestehende CMD-Beschwerden enorm. Dann wird eine Bissregistrierung vorgenommen und die stabile Position der Kiefergelenke wird ermittelt. Das Ergebnis wird zur weiteren Behandlungsplanung im Artikulator (Kausimulator) ausgewertet, um die idealen natürlichen Verhältnisse der Okklusion zu ermitteln.

Damit das Kausystem mit dem Bewegungssystem des muskuloskelettalen Systems harmonisiert werden kann, müssen biologische Prinzipien verfolgt werden. In der Funktionell-Ästhetischen Zahnmedizin (FZM) ist es das Ziel eine gesunde Funktion und Form der Zähne zu bewahren und wieder herzustellen. Die MAGO-Schienentherapie ist der erste Schritt dahin.